Shoppen & Ficken / Mark Ravenhill
Regie, Bühne: Christian Wiehle / Torsten Beyer
Musik: Christian Mevs 'Ostinato'
Kostüm: Antoni Knigge
Dramaturgische Mitarbeit: Hans-Jörg Kapp
Mit:
Ernest A. Hausmann, Katja Hoffmann, Erich Krieg, Jens Kraßnig, Claudio Schenardi
@ Kampnagel Hamburg 1998
@ Funky Pussy Club 1999
Eine Produktion von Kampnagel Hamburg mit Torsten Beyer/Christian Wiehle, gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. In Zusammenarbeit mit dem Funky Pussy Club.
Drei junge Leute am Rande der Gesellschaft, kurz vor dem Absturz. Für die Normalität verloren, gelingt es ihnen immerhin, ihre Schulden durch Telefonsex abzuarbeiten – sie machen Phantasien zu Geld – in einer Gesellschaft, in der ’Geld Zivilisation ist’. Irgendwann waren die Kids aufgebrochen, die unendlichen Weiten der Lust zu erkunden und setzen jetzt zur Bruchlandung an. Die Sehnsucht nach Ekstase und das Leben in der Grenzenlosigkeit führen schließlich zur Kollision mit der Wirklichkeit und zwingen zum Umgang mit dem Real Life: Party’s over – what’s next?
PRESSE
Christian Wiehle und Torsten Beyer haben sich bei ihrer ersten gemeinsamen Produktion eine Menge einfallen lassen, um mit den inhaltlichen Tempo von Ravenhills Stück szenisch Schritt zu halten. Sie lassen Mark (Claudio Schenardi) und Gary (Jens Krasnig, tragischste Figur und bester Darsteller des Abends) einen unbeholfenen Liebesdialog so oft wiederholen, bis auch der letzte erkennt, wie willkürlich das ganze Gerede um Herz und Schmerz sein kann. Dass der Kleindealer Robbie um Ecstasy-Rausch seine gesamte Ware an „Bedürftige“ verschenkt anstatt verkauft, kommentieren sie beißend ironisch mit der heroisch dröhnenden Robin Hood Filmmusik.
Auch blanke, frontale Fleischbeschau findet statt, in vielen Stellungen, in aller verletzlichen geschundenen Deutlichkeit. Muss sie auch, denn alles andere wäre Feigheit vor dem Text und seinem Thema. Aber sie wird nicht zum bloßen Schock-Effekt degradiert, sondern als Symptom einer kranken Gesellschaft gezeigt. „Geld ist Zivilisation“ lässt Ravenhill den Regisseur Brian (Erich Krieg) in seinem großkotzigen Schlussmonolog verkünden. Genau da liegt das Problem.
Viel Applaus vom Zielgruppen-Premierenpublikum. Hinsehen auf eigene Gefahr.
HAMBURGER ABENDBLATT 21.12.101998 (Joachim Mischke)